In Erinnerung ist uns unser Ausflug auf den Markt in Mt. Hagen geblieben. Ein bunter Markt, auf dem Bananen, Kochbananen, lebende Hühner, Gurken, und viele andere Lebens- und Genussmittel verkauft werden. Ein buntes Treiben auf schlammigen Boden mit vielen Menschen, die uns interessiert anschauten, denn eines ist klar: als Gruppe Weißer fällt man auf einem solchen Markt auf. Unzählige New Guineas schüttelten uns die Hände und freuten sich über unseren Besuch. Ein unvergessliches Erlebnis, ganz anders als alles was wir bisher kannten.
In Mt. Hagen besuchten wir auch das Culture Festival, eine Show, bei der alle Völker des Hochlands Papua Neuguineas zusammenkommen und ihre traditionellen Kostüme, Riten und Tänze zeigen - ein großes Volksfest sowohl für die Bewohner des Hochlands als auch für Touristen. Ich glaube, wir alle bekamen Gänsehaut, als wir Auge in Auge mit den prächtig kostümierten und tanzenden Sing Sing-Gruppen ("sing sing" ist das Pidgin-Wort für die Stammestänze- und Gesänge) standen. Ein so geballtes Auftreten der verschiedenen Gruppen ist einfach atemberaubend spannend und fast auch nicht in geeignete Worte zu fassen.
Während die anderen nach Kol weiterreisten, führte mich mein Projekt danach nach Kotna, in ein kleines Dorf, das vierzig Kilometer südlich von Mt. Hagen liegt. Hier war es mein Ziel, Aspekte der Stammessprache Melpa, einer Papua-Sprache, die von 130 000 Menschen gesprochen wird, zu erfahren und zu erforschen. Eine Woche lang lebte ich in einer traditionellen Dorfgemeinschaft und hatte Gelegenheit Video- und Tonaufnahmen von Melpa-Sprechern zu machen. Dabei wurde ich in das Dorfleben integriert. Schon der Empfang war sehr herzlich und warm, und ich fühlte mich innerhalb kürzester Zeit nicht mehr fremd. Die Tage begannen für mich mit zwei Stunden Tonaufnahmen, und einer darauf folgenden Nachbereitungszeit. An den Nachmittagen zeigten mir die Bewohner ihre Heimat, wir unternahmen Wanderungen zu Bergen, in den Wald und zu benachbarten Dörfern, wo ich auch immer wieder sehr herzlich und freudig empfangen wurde. Nie zuvor habe ich irgendwo ein so hohes Maß an Gastfreundschaft erlebt.
Am Ende dieser einmaligen Erfahrung konnte ich unvergessliche Erinnerungen an so viele liebe Menschen und ca. 10 Stunden Ton- und Videoaufnahmen von Melpa-Sprechern mit nach Hause nehmen. Das gewonnene Datenmaterial wird mit anderen Materialien zusammen den Grundstock für meine Magisterarbeit im Studienfach Linguistik bilden.