Goroka und Ukarumpa waren die Stationen auf unserer abenteuerlichen Reise, die vor allem unser linguistisches Interesse ansprechen sollten. Zuerst noch etwas bedrückt angesichts der liebenswürdigen Koler Dorfgemeinschaft und deren Herzenswärme, der wir den Rücken kehren mussten, machten wir uns gleich auf den Weg zum Melanesian Institute for Pastoral and Socio-Economic Services, um von der Welt der Highlands in die Welt der Wissenschaft zu tauchen.
Wir wurden zunächst von Franco Zocca, dem Assistant Director, begrüßt, der uns mit Informationen über die sprachliche Situation und den Sprachkontakt in Papua-Neuguinea in das Melanesian Institute einführte. Später hieß uns der Direktor des MI, Herman Spingler, Willkommen. Zusammen mit Reverend Jack Urame und dem von Spingler als "comparative linguist whatsoever" vorgestellten hochbegabten und belesenen Linguisten Br. P. Maurice McCallum führten wir Gespräche über die Geschichte der Missionierung Papuas, die Religionen des Landes, die mit dem Wachstum und Aufstreben der Städte verbundene Landflucht und daraus folgende Probleme und die Bildungsproblematik des jungen Staates Papua Neuguinea. Während eines Rundgangs durch das Gelände gewannen wir einen Eindruck vom Melanesian Institute, das sich der Lehre und Forschung auf anthropologischen und sozio-ökonomischen Gebieten der Kultur Melanesiens widmet, aber auch nebenbei die Ausgaben der wichtigsten Tageszeitung Papuas in Tok Pisin, Wantok, katalogisiert. In der Bibliothek erhielten wir die Gelegenheit, die für unsere Interessen und Projekte relevante Literatur zu recherchieren. Das Melanesian Institute entstand durch die Motivation von Missionaren, die Landeskultur besser zu verstehen. Es ist eine gemeinnützige Organisation.
Schon am darauffolgenden Tag flogen wir nach Ukarumpa und besuchten das dortige Summer Institute of Linguistics (auf Tok Pisin: Institut bilong Tok Ples), das von Missionaren gegründet wurde, um die große Vielfalt der Sprachen (lt. Ethnologue 830 distinkte Sprachen) zu studieren und die Bibel, vor allem das Neue Testament, in die lokalen Sprachen zu übersetzen. Heute liegen Arbeitsschwerpunkte aber auch auf allgemeinen linguistischen Themen und Alphabetisierung der Bevölkerung. Hierzu werden oft Dorfbewohner eingeladen, die nun in Alphabetisierung unterrichtet werden und so ihr Wissen, ihre Sprache zu lesen und schreiben, weitertragen können.
Wir wurden sehr herzlich und offiziell durch die Mitarbeiter empfangen und mit Arbeitsblättern und linguistischen Karten über die aktuellen Projekte des SIL unterrichtet. Besonders das Gespräch mit einzelnen Wissenschaftlern machte großen Eindruck auf uns. So hat James Henderson 17 Jahre mit seiner Frau auf Rossel Island verbracht um die dortige Sprache Yele zu studieren.
Während eines Rundganges und eines Gespräches mit einer deutschen Lehrerin an der International School trat neben unsere Begeisterung über die Professionalität des SIL aber auch ein Gefühl der Befremdlichkeit angesichts des von der einheimischen Umgebung abgeschiedenen Lebens der Forscher, Mitarbeiter und deren Angehörigen; wie zum Beispiel die Schüler der International School, die auf unsere Fragen nach Kontakten mit Einheimischen und nach deren Kultur eher hilflos wirkten. Der Besuch beim SIL Ukarumpa war letztlich ein interessanter Einblick in das umfangreiche Gebiet der linguistischen Feldarbeit.